Wo ist eigentlich mein „Joss Whedon is my Master now“ T-Shirt abgeblieben? Wäre allerdings peinlich geworden, wenn ich es für diesen Film angezogen hätte. Zur Aufführung des neuen Whedon-Indie Films kamen nämlich zahlreiche Fans des Autor und Regisseurs. Auch einer mit besagter Oberbekleidung. Dazu versammelten sich Shakespear-Freunde, Besucher, die noch nicht wussten, was sie erwartete und eine Person, die einen günstigen Schlafplatz brauchte – wir alle versammelten uns in einem Kinosaal (aber nur einer schnarchte). Es war der letzte Abend des Filmfest München und wir waren fast voll besetzt. Ich hatte schon vor Monaten gelernt, dass es „aduh“ und nicht „ah-do“ im Filmtitel heißt und hatte bisher zweimal mit Shakespeare zu tun: Im Film Mr. Bill mit Danny DeVito und im Nachruf auf Steve Jobs von Stephen Fry. An die Marionetten-Version von „Der Sturm“ kann ich mich nicht erinnern. Ich ging also mit der besten Vorbereitung in eine literarische Adaption: Mit komplett keiner.
Leonato (Clark Gregg), der Gouverneur von Messina, wird von seinem Freund Don Pedro (Reed Diamond) besucht, der von einem erfolgreichen Feldzug gegen seinen aufständischen Stiefbruder Don John (Sean Maher) zurückkehrt. Don Pedro wird von zwei seiner Offiziere nach Messina begleitet: Benedick (Alexis Denisof) und Claudio (Fran Kranz). Claudio verliebt sich in Leonatos Tochter Hero (Jillion Morgese), während Benedick sich Wortgefechte mit der Nichte des Gouverneurs, Beatrice (Amy Acker), liefert. Die aufblühende Liebe zwischen Claudio und Hero veranlasst Don Pedro mit Leonato die Hochzeit vorzubereiten.
In den Tagen vor der Hochzeit amüsiert sich Don Pedro, mit der Hilfe von Leonato, Claudio und Hero damit, Benedick und Beatrice mit einem Trug dazu zu bringen, sich ineinander zu verlieben. Derweil schmiedet der schurkische Don John, mit der Unterstützung seiner Verbündeten Conrade (Riki Lindhome) und Borachio (Spencer Treat Clark) ein Komplott gegen das glückliche Paar, und bedient sich dabei seiner eigenen Art der Betrügerei, um die Heirat zu zerstören, bevor sie begonnen hat.
Eine Reihe komische und tragische Momente könnte die zwei Paare noch davon abhalten ihr wahres Glück zu finden, andererseits ist es vielleicht auch möglich, dass die Liebe überwiegt.
— Much Ado About Nothing Pressetext (Übersetzung von mir)
Es geht, natürlich, um Liebe und darum, wie stark wir von dem beeinflusst sind, was uns andere von uns selbst berichten. Schlussendlich wird sich aber auch die schlimmste Geschichte zum guten wenden, was auch der potentielle deutsche Titel schon verrät: Viel Lärm um nichts. Das besondere an diesem Film ist aber nicht die ersichtliche Prämisse. Es ist nicht die Kulisse, das tatsächliche Anwesen wo Joss Whedon lebt – an den Wänden hängen Familienbilder, Benedick und Claudio übernachten im Zimmer seiner Kinder), es ist auch nicht die Tatsache, dass Whedon den Film so nebenbei abgedreht hat. Vielleicht trägt die Einfachheit der Umsetzungen ihren Teil dazu bei: das Schwarz/Weiß der Aufnahme, dem ein bisschen der Kontrast fehlt; die verrauschten Bilder, die mit einer Fotokamera gedreht wurde; das Schweben zwischen einer Geschichte die im Jetzt dargestellt wird, aber in einer weit entfernten Zeit spielt – was am Ende diese Film ausmacht sind aber die Darsteller und das was sie aus Shakespears Texten machen.
Die Sprache ist schwer und bilderreich. Sie dürfte einem beim Lesen unglaublich schwerfällig durch die Synapsen wandern, und doch fließen die Texte scheinbar leicht und mühelos von den Lippen der Darsteller. Es ist fast so, als hätte keiner je anders kommuniziert; so als gäbe es keinen Unterschied zur Diskussion beim Feierabendbier. Diese Normalität des Sprechens und der Slapstick in der Darstellung machen den Film so leicht, dass man sich nach einer kurzen Eingewöhnung selbst so denken hört und das auch erst ganz schwer wieder los wird, wenn man das Kino nach immerhin 108 Minuten verlässt („Beschwerlich der Weg zurück zur Heimstadt wird, wenn die Tram nicht mehr die Schienen erschaudern lässt im Takt meines Herzens, das mich doch so wohl drängt.“).
Für manche mag der Film auch ziemlich albern gewesen sein. Es gibt Szenenapplaus beim ersten Auftritt von Nathan Fillion als Dogberry, der wie Takeshi Kitano in einem irgendwie unpassenden Anzug in die Szene springt. Die Stimmung ist gelassen im Kino, nachdem sich Benedick hinter einem Zweig zu verstecken versucht und Beatrice sich so herrlich erschrickt, als sie von seiner angeblichen Liebe zu ihr erfährt. Für manchen im Saal, wie mich, der sich mit hoher Literatur nicht auskennt, stellt sich da schon lange nicht mehr die Frage ob man lachen darf. Offenbar war es aber auch üblich, dass die Theateraufführung des Stückes unglaublich komisch inszeniert wurden. Es ist nur zu bezweifeln das Dogberry schon einmal zuvor seine Autoschlüssel nicht finden konnte.
Da verhält es sich fast so, wie mit dem deutschen Release des Films. Denn leider verspricht zwar die offizielle Homepages des Films vollmundig: Now Playing Everywhere. Aber Deutschland scheint nicht überall zu sein, oder jemand hat den Schlüssel verlegt. Denn außer der Filmfestvorführung in München findet sich keine Information über eine weitere Aufführung. Nicht einmal die deutsche Wikipedia hat einen Eintrag zum Film. Stattdessen bekommt man überall nur die Umsetzung von 1993 angepriesen. Es dürfte also nur in eurem Sinne sein, wenn ich das Ende des Films verrate: Sie kriegen sich doch.
Und der Film ist übrigens auch spitze.