Bully macht Buddy

Einen Nachteil hat es, wenn man vor Publikum dreht und einen bekannten Namen hat: Neben den Fans und den Interessierten sitzen da euch Leute, die hoffen von Bully „entdeckt“ zu werden, ansonsten aber besser zuhause geblieben wären, um nicht alle Model-Klischees zu erfüllen. Das Schlimmste an der Aufzeichnung ist aber, dass man wegen den ganzen Albernheiten der Darsteller gar nicht sagen kann, ob da gerade eine gute, witzige Serie entsteht. Die Antwort werden wir heute Abend bei ProSieben erhalten, wenn Bully macht Buddy für sechs Wochen auf Serie geht. Inklusive unserer Lacher.

Bully macht Buddy handelt übrigens nur selten von der tatsächlichen Produktion des Kinofilms Buddy, den Bully gerade, ähm, macht. Es geht vielmehr um wie diese Arbeit sein Leben durcheinander bringt. Seine Freundin beendet die Beziehung zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, in die Rick daraufhin seine Schwester einquartiert. Nebenbei muss Bully auch noch ein paar Gaststars in seine Serie schreiben, weil der Sender das will. Obwohl ich beim letzten Teil vielleicht auch ein bisschen zuviel in die Produktion hineinlese.

Die Gaststars, zumindest die, die ich gesehen habe, gehören zum dünnsten Teil der Sitcom und wirken schwer konstruiert. Da wird ein Glas Champagner aus der Küche geholt, um das Wort „Nuttenbrause“ unterzubringen, obwohl die Bar im Zentrum des Restaurants steht, in dem Teile der Serie spielen. Dann wird auch noch ein kleines Pils zum „kleinen Gruß aus der Küche“, um die Körpergröße von Wigald Boning für einen schlechten Gag zusammenzustöpseln.

Glücklicherweise scheint das die Einzige Einflussnahme durch den Sender zu sein. Ansonsten ist die Sendung durchaus unterhaltsam. Immer wenn man gerade denkt, dass die Serie kurz davor ist, die Fehler von schlechten US-Sitcoms zu wiederholen schlägt Bully einen Haken und löst die drohende Gefahr unlustige Witze zu machen mit einer typischen Albernheit. Genau so verhält es sich mit den Darstellern, die mal die üblichen Klischees erfüllen müssen, um an einer anderen Stelle aus den üblichen Gegebenheiten einer Comedy auszubrechen. Bully macht Buddy spielt viel mit der Art wie Witze lustig werden und zelebriert die Lustigkeit bis zum Ende der letzten Folge. Und dann erwischt einen der letzten böse Schwinger aber sowas von unvorbereitet, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als die Serie als beste deutsche Sitcom seit Lukas zu feiern.

Vermutlich.

Der Spaß bei der Aufzeichnung könnte nämlich auch täuschen. Gefühlte 80 Prozent der Produktionszeit werden mit Albernheiten verbraucht, die es wahrscheinlich nie ins Fernsehen, oder in die Outtakes, schaffen werden. Michael „Bully“ Herbig wird immer alberner, je länger die Aufnahmen laufen. Bei der Produktion von Folge drei oder vier muss Gisa Flake eine Milchflasche auf ex trinken. Mitten in der Aufnahme dreht sich Bully zu ihr um und sagt „Entschuldigung mal, aber während der Proben hat das nie so gegkluckert“. Die entgeisterte Gisa setzt die Flasche ab, in der weniger als ein drittel der Flüssigkeit verblieben ist. Noch zwei mal muss die Flasche getrunken werden. Während einer Pause verrät Gisa aber – Achtung: Spoiler -, dass sich in der Flasche mit Wasser verdünnte Milch befindet.

Bei der Produktion der letzten Episode dürften es sogar 90 Prozent Albernheiten gewesen sein. Die große Abschlussszene vor dem Rausschmeißer muss mehrmals gedreht werden, zum Teil mit mehr als fünfzehn Minuten Pause zwischen den Drehs. In einer dieser Pausen suchen die Darsteller Filmtitel, in denen ein ausschlaggebendes Wort mit „Rosine“ zu ersetzen ist. Das geht so weit, dass Darstellerin Sandra Koltai bei der nachfolgenden Aufnahme ein essentielles Wort mit „Rosine“ vertauscht.

Vermutlich wird die Serie richtig gut. Ganz sicher ist aber, dass Bully keine weiteren Episoden drehen will und die Möglichkeit einer Produktion wie diese zu besuchen eine einmalige Sache war. Das ist dann doch auch ziemlich schade fürs deutsche Fernsehen. Wir sprechen uns nochmal in sechs Wochen. Vermutlich.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: